„Wir sind eines Volkes Söhne…“

Im Jahre 2019 bekam das Ungarndeutsche Landesmuseum von dem Ehepaar Bonifert von Gerlingen zwei Bänder aus der berühmten Ausgabe von Samu Borovszky: Die Städte und Komitaten von Ungarn. Diese Bücher sind einer der größten Werke der ungarischen Historiografie. Die ganze Reihe besteht aus 26 Bänder und wurde zwischen 1896 und 1914 für das 1000 jährige Jubiläum der Staatsgründung hergestellt.

 

Die zwei Bänder, die für das Ungarndeutschen Museum geschenkt wurden, handeln von dem Komitat Torontal und Komitat Temesch und Temeswar. Die Bänder sind originale Ausgaben, die damals von dem Königreich Ungarn nach Deutschland gebracht wurden. Nach der Schenkung werden sie wieder in einem Museum in Ungarn bewahrt. Die ganze Geschichte dieser Bücher stellen wir an dem Tag der ungarischen Zusammengehörigkeit vor. (Nemzeti Összetartozás Napja – der Gedenktag der Unterschreibung der Friedensvertrag nach dem ersten Weltkrieg, als die Mehrheit der ungarischen Gebiete an andere Länder verteilt wurde) Warum symbolisieren diese Bände in unserem Museum die Zusammengehörigkeit?

 

Im Jahre 2019 nahm die Delegation von Tata in Gerlingen an dem Festakt der 50 Jahre Patenschaft der Stadt Gerlingen über die Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn teil. Dort trafen wir uns mit mehreren Familien, die von Ungarn nach dem zweiten Weltkrieg vertrieben wurden, wie die Familie Bonifert aus Dunabogdany, die wir schon früher gekannt haben. Die Familie wurde im Jahre 1946 aus ihrer Heimat geworfen. Zuerst lebten sie in der DDR, und später flüchteten sie auf einem abenteuerlichen Weg in die Bundesrepublik Deutschland. In dieser Zeit fanden sie ihren neuen Wohnort in der Nähe von Stuttgart in Gerlingen, die später die Partnerstadt von Tata wurde. In Gerlingen fanden viele vertriebenen Ungarndeutschen eine neue Heimat.

 

Der Arbeitgeber von Lisi Bonifert (Frau Bonifert) wurde ein Banater. Wegen der kulturellen Zusammengehörigkeit und der guten Freundschaft bekam sie die zwei Bände, von ihrem Chef, der gründlich die Ungarndeutschen zutreffende Teile ausgesucht hatte. Frau Bonifert las von den Büchern nur an den Festtagen auf ungarisch für ihren auch dunabogdaner Mann vor, um „gemeinsam die Sprache und Geschichte der alten Heimat, oder sog. des Mutterlandes zu erleben“. Im Jahre 2019 ging das Ehepaar in das Altersheim in Gerlingen und schenkten uns die Bücher, um sie in Ungarn, besonders in dem Basismuseum der Ungarndeutschen aufzubewahren.

 

Am Anfang der Bücher können wir den Eintrag von Frau Bonifert lesen: „Bitte. Diese Bücher gut aufbewahren, sind sehr wertvoll, es gibt nur ein paar Bände davon. Sie wurden 1896 gedruckt in 1920 sind sie rausgekommen.“

 

Dieser kurze Eintrag erzählt schön über den Weg der Bände. Im Jahre 1896 wurden sie in Ungarn gedruckt, und ein Banater im Komitat Temesch wollte die Bände in Besitz nehmen. Nach der Zeit der Pariser Friedenskonferenz, als seine Heimat nicht mehr in Ungarn war, hielt er es wichtig, diese Bänder zu behalten. Den ganzen Weg der Bücher nach Deutschland kennen wir leider nicht, aber wir wissen, dass sie sowohl für die vertriebenen Ungarndeutschen als auch für die Banater Schwaben während die ganze Zeit die Heimat symbolisierten. Beide Gruppen fühlten sich die Bürger von Ungarn.